Ich wähle grün – immer schon. Nicht, weil ich nicht drüber nachdenken will, sondern weil ich weiß, dass die Grünen meine Werte in der Politik von allen Parteien am Besten vertreten. Unkritisch war ich nie und oft genug waren mir innerparteiliche Entscheidungen ein Dorn im Auge und ganz ohne Grund hab ich mein Mandat 2013 ja auch nicht verloren.
Aber wenn ich jetzt auch von Grün-SympathiesantInnen dauernd höre, dass „die Grünen sich anhalten müssen“ – vom Umgang mit Peter Pilz bis zu den Jungen Grünen – frag ich mich schon: Ist das angesichts einer drohenden türkis-blauen „Buberlpartie“, die Österreich schon mal unter anderer Farbgebung aber mit den gleichen Ansagen die höchste Steuerbelastung beschert und das meiste Familiensilber verscherbelt hat, wirklich wichtig?
Für mich zählen bei einer Wahl die Grundwerte, für die eine Partei steht – und die Glaubwürdigkeit, mit der sie diese Werte vertritt. Die Grünen Werte haben sich nicht geändert – und meine auch nicht: Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Mitmenschlichkeit, Schutz vor dem Machthunger „der Großen“ und eine liberale Gesellschaft, die eine freie Lebensgestaltung zulässt.
Ulrike Lunacek als Spitzenkandidatin der Grünen vertritt diese Werte: verbindend, weltoffen und kommunikativ. Das Trommeln von Parolen ist (zum Glück) nicht ihres – Sie ist „ka Fade“ und immer neugierig, weder arrogant, noch abgehoben und sie hat einfach viel Erfahrung. Ich bin echt froh, dass sie jetzt an der Spitze der Grünen steht.
Die internen „Katastrophen“:
Sowohl bei den Jungen Grünen, als auch bei Peter Pilz, kann man der Parteispitze keinen Vorwurf machen. Ich würde mal sagen, dass beide den Plan B schon in der Tasche hatten.
Der Bundesvorstand der Jungen Grünen, der angeblich tausende Mitglieder vertritt, brachte gerade mal ca 40 zur Bundesversammlung. Die fassen dann Beschlüsse, andere Listen zu unterstützen, oder jetzt als Junge Grüne für die KPÖ zu kandidieren.
Peter Pilz ist an der Basisdemokratie gescheitert – seine Strategie, den politischen Islam zum Wahlkampfthema zu machen, hat keine Mehrheit gefunden – und Platz 6 war ihm zu unsicher.
Also ist jetzt die Basisdemokratie der Grünen Schuld?
Der Bundesvorstand der Jungen Grünen hat’s erst gar nicht mit Basisdemokratie probiert. Peter Pilz hat bei seiner eigenen Liste bisher die Basisdemokratie vergessen – und platziert die KandidatInnen nach seinen Vorstellungen. Das mit dem Wahlkampfthema hat er sich inzwischen offenbar wieder überlegt... ehrlichgestanden bin ich froh, dass da keine Grünen Plakate mit „Kampf dem politischen Islam“ herumhängen.
Es würde natürlich nicht schaden, wenn wir uns (nach der Wahl) Gedanken über unsere Basisdemokratie machen – aber nicht übers Abschaffen, sondern wie wir sie besser gestalten können. – und darüber, wie man die Enttäuschung der Verlierer möglichst klein halten kann. Bei jeder Listenwahl gibt’s VerliererInnen – kaum jemand kehrt freiwillig der Politik den Rücken zu und klar wollen auch neue Leute rein… es wäre ja traurig, wenn wir nicht mehr KandidatInnen als Plätze hätten.
Was das betrifft, hab ich bei Ulrike wirklich ein gutes Gefühl. Ich kenne sie als Teamworkerin und als eine selbstbewusste und vor allem wertschätzende Frau.
Was wäre die Alternative zur Basisdemokratie?
Dass die Parteispitze entscheidet, wer ein Mandat bekommt? Oder irgendwelche Spin-Doktoren, die sich nach Umfragen richten?
Nichts ist perfekt: So manche mediale Schwerpunktsetzung (oder eben nicht -Setzung) meiner Partei hat mich geärgert genauso wie die Angst vor kritischen Stimmen – oder der manchmal doch „lehrerhafte Ton“. Aber eben angesichts der Buberlpartie…