Die gestern bekannt gewordenen Pläne des Masseverwalters des Safariparks Gänserndorf (wo die Schimpansen seit fast 10 Jahren untergebracht sind), einen Teil der Tiere in einen ungarischen Zoo zu verlegen, stoßen auf grünen Widerstand.
Was nun schon seit Jahren mit den Gänserndorfer Schimpansen gespielt wird, ist einfach untragbar! Abwechselnd werden Rettungen versprochen (LH Pröll 2004, BMin Rauch Kallat 2006, und BMin Kdolsky 2007) und Tötung oder Abschiebung der Tiere angekündigt, wie eben wieder aktuell.
Bund und Baxter müssen endlich für eine sichere Zukunft der Labor-Schimpansen sorgen! Die geplante Abschiebung eines Teils der ehemaligen Labor-Schimpansen in einen ungarischen Zoo ist untragbar!
Den Pharma-Konzern Baxter darf man nicht aus der Verantwortung entlassen. Mit der Übernahme der Immuno-AG hat Baxter auch die Verantwortung für die ehemaligen Versuchstiere übernommen, die in den Immuno-Labors jahrelang in „Einzelhaft“ der HIV-Forschung „gedient“ haben. Das von Baxter initiierte Resozialisierungsprojekt diente dem Pharmariesen natürlich (und verdient) auch zur Imagepolitur. Zerfließt das Resozialisierungsprojekt, zerfließt auch das Image von Baxter.
„Die Verantwortung dafür, dass die Schimpansen „im Dienste der Wissenschaft“ als Versuchstiere nach Österreich gebracht werden konnten, liegt bei der damaligen Bundesregierung, die das Washingtoner Artenschutzabkommen im Vergleich zu den meisten Staaten verspätet unterzeichnet hat. Deshalb trägt der Bund auch eine Mit-Verantwortung dafür, dass die Tiere ihren Lebensabend in Ruhe verbringen können!“ meint auch mein Kollege und „Behüter der Schimpansen“ Gerhard Krammer von den Grünen Gänserndorf. Er sieht in der geplanten Abschiebung eine tödliche Gefahr für die Tiere: „Die vorsichtig von der Einzelhaft befreiten und in einem weltweit wissenschaftlich geführten Projekt an das Leben in Kleingruppen gewöhnten Tiere können nicht einfach in eine Gruppe zusammengefasst und Menschenmassen zur Schau gestellt werden! Wer solche Pläne verfolgt, nimmt in Kauf, dass die Schimpansen dabei zu Grunde gehen können.“
Sicher ist: Der Gesundheitsminister und die Firma Baxter sind dafür zuständig, dass die Schimpansen weiterhin wissenschaftlich betreut werden – entweder in Gänserndorf, oder in einem vergleichbaren Projekt, wie es z.B. der Verein Vier Pfoten derzeit konzipiert.
Zur Geschichte der Immuno-Affen:
Der Safaripark Gänserndorf hatte mit Unterstützung der Firma Baxter nach deren Übernahme der Immuno-AG ein weltweit wissenschaftlich anerkanntes Resozialisierungsprojekt gestartet. In langsamen Schritten wurden die an Einzelkäfige gewöhnten Tiere in Kleingruppen aneinander gewöhnt. Das Gänserndorfer Projekt wurde sowohl in den USA als auch in den Niederlanden erfolgreich nachgeahmt. In beiden Ländern werden diese Projekte auch seitens Staat, der Region und der jeweiligen Gemeinde unterstützt und in regionale Tourismus- und Bildungskonzepte integriert.
Anders hingegen in Österreich. Durch den Konkurs des Safariparks wurde das ehemals anerkannte wissenschaftliche Projekt sukzessive reduziert. Eine Chance, den Standort Gänserndorf für wissenschaftliche Arbeiten weiterhin bekannt zu halten und damit auch den Standort für Wissenschaft, Studierende aus aller Welt im Gespräch zu halten wurde vertan.
Mehr als 40 Menschenaffen (Schimpansen) und einige Tieraffen befinden sich nach wie vor in der „Konkursmasse“. Kurz vor Ende ihrer Amtszeit hat BMin Rauch Kallat noch verkündet, dass die sichere und betreute Unterbringung der Tiere fixiert und finanziert sei – ihre Nachfolgerin, BMin Kdolsky wollte die Lösung ihrer Vorgängerin nochmals überprüfen. Seither herrscht wieder Funkstille.
Wissenschaftliche Betreuung: Win-win für Forschung und Tiere
Eine Fortsetzung der wissenschaftlichen Betreuung der Schimpansen wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Tiere könnten stressfrei ihren Lebensabend verbringen. Wissenschaftler und Studierende würden Gänserndorf besuchen und von den Tieren lernen. Die regionalen Wirtschaft könnte davon ebenfalls profitieren (Nächtigungen).
Verantwortung
Der Bund muss seine Mitschuld am Leid der Schimpansen tragen. Nur durch Österreichs verzögerte Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzabkommens wurde der Import der Versuchsaffen ermöglicht. Doch diese Mitschuld wird seit Jahren ignoriert.
Die Firma Baxter hat nach Übernahme der Immuno AG die Tierversuche eingestellt und sich das Sozialisierungsprojekt auf die Fahnen geheftet. Damit sollte aber auch gewährleistet sein, dass dieses Projekt auf Lebensdauer der Tiere ausgerichtet wird.
Nicht zuletzt ist auch das Land Niederösterreich gefragt! Statt im Standort Gänserndorf eine Konkurrenz für den Standort Schlosshof zu sehen, (wo seit Jahren zig Millionen Euros zugeschossen werden, was auch seitens des Rechnungshofes massiv bekrittelt wird) könnten beide Projekte gemeinsam sich als Tourismus- und Bildungskonzept in der Region ergänzen.
Hinterlasse einen Kommentar